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Gevelsberg will attraktiver für Radfahrer werden

In der Frage, wie künftig die Verkehrsinfrastruktur in den Städten gestaltet wird, spielt der Radverkehr eine immer wichtigere Rolle. „Das Auto ist nicht mehr allein das Maß aller Dinge, zunehmend rückt auch das Rad in den Fokus, wenn es darum geht, im Alltag von A nach B zu kommen“, sagte Elke Kramer, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Gevelsberg, zu Beginn der Veranstaltung „Radwege – ein Konzept für Gevelsberg“.

Unter diesem Motto hatten die Sozialdemokraten am 19. April in die Gaststätte „Zur Juliushöhe“ eingeladen, um Mitgliedern und interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, mit Experten der Stadt, des Kreises und des Fachforums Radverkehr der Zukunftsschmiede über das Thema Radwege ins Gespräch zu kommen. Vorgestellt wurde dabei natürlich auch die Planung für die derzeit im Bau befindliche Trasse des neuen Elbschetalradwegs.

Umgesetzte Maßnahmen tragen bereits Früchte

„Es tut sich was beim Radverkehr in Gevelsberg“, sagte Georg Schäfer, Sprecher des Fachforums Radverkehr der Zukunftsschmiede Gevelsberg. Seit sich der Arbeitskreis im Jahr 2006 gründete, weisen die passionierten Radler immer wieder auf Lücken und Schwachstellen im Wegenetz hin, zeigen radtouristische Möglichkeiten auf und sorgen so für Verbesserungen. Politisch sind die Mitglieder des Forums ebenfalls aktiv und stehen als sachkundige Bürger in Ausschüssen für Fachfragen zur Verfügung, wobei sie stets den Blick für die Belange der Radfahrer schärfen. Was zur Folge hat, dass Gevelsberg im Laufe der letzten Jahre viel fahrradfreundlicher geworden ist.

Die Hagener Straße hat in der Haufe und am Vogelsang komfortable Radwege erhalten. „Das Zwischenstück zwischen Drehbank und Breddestraße fehlt leider noch“, so Georg Schäfer. Die Fußgängerzone ist für den Radverkehr freigegeben worden, mit der Nelkenstraße darf eine weitere Einbahnstraße in Gegenrichtung benutzt werden, in zahlreichen Sackgassen wird mit einem Schild auf deren Durchlässigkeit für Radfahrerhingewiesen, und der Rad-und Wanderweg „Am Werde“ wurde rundherum saniert. Nur einige Beispiel die zeigen, das von der Kommune umgesetzte Maßnahmen bereits fruchteten.

Als große Verbesserung für die Radler der Stadt bewertete Georg Schäfer abschließend noch den Anschluss an das Bahntrassenradwegenetz und die Fertigstellung des letzten Teilstücks des Radweges Haßlinghausen-Silschede. Dass Gevelsberg Start und Ziel einer touristischen Themenroute wurde – der Ennepe-Runde – sei ebenso eine Aufwertung, wie eine dazu erschienene Radwanderkarte und die verbesserte Ausschilderung.

Workshop zeigte noch einige Defizite auf

1996 wurde in den Verkehrsentwicklungsplan der Stadt bereits ein Radwegekonzept integriert. 2016 erfolgte dann auf Initiative des Fachforums Radverkehr eine Bestandsaufnahme, mit dem Auftrag an die Verwaltung, einen Workshop durchzuführen. In diesem sollten die Potenziale, Defizite und Chancen des Radverkehrs in Gevelsberg dargelegt und Maßnahmen zur Förderung erarbeitet werden. Darum ging es im Anschluss beim Vortrag des zuständigen Fachbereichsleiters Björn Remer.

Er erläuterte den Gästen der Veranstaltung zunächst einmal die einzelnen Ergebnisse des Workshops und wies darauf hin, dass man, laut einem Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung (StUWI), die im Workshop ausgearbeiteten Maßnahmen bei zukünftigen Planungen verstärkt berücksichtigen und aufgezeigte Mängel soweit wie möglich beseitigen werde. So fehlen zum Beispiel in einigen Teilen der Rosendahler Straße, der Wittener und Asbecker Straße Fahrradschutzmaßnahmen und im Innenstadtbereich lassen sich im Bereich Sparkasse (Mittelstraße), der Königsburg und Teilen der Mauer-, Milsper- und Wasserstraße noch einige Knackpunkte finden.

Ab durch den Tunnel

Ein weiteres großes und sehr wichtiges Thema an diesem Abend war natürlich auch die Radwegplanung von der Wetteraner Stadtgrenze durch Silschede über die alte Bahntrasse, die weiter über das Viadukt bis zum Westbahnhof führen soll.

Zwischen dem Silscheder Tunnel und der Stadtgrenze zu Wetter befindet sich ein wegen seines einzigartigen Microklimas besonders schützenswerter Hangschluchtwald. Ihn abzuholzen würde erheblichen Ärger nach sich ziehen. „Die Radfahrer müssen aber vor Steinschlag oder umfallenden Bäumen geschützt werden“, sagte Björn Remer. Ziel sei es, die Radfahrer durch die beiden Tunnel mit einer maximalen Steigung von zwei Prozent zu führen. Was allerdings gegen das Konzept des Bauherrn, dem Landesbetrieb Straßenbau NRW, spricht. Dieser möchte vielmehr den Radweg um den Tunnel herum leiten. Das allerdings würde bedeuten, dass die Radfahrer eine Steigung von 14 Prozent in Kauf nehmen müssten. „Der Wert des Radweges für den Tourismus und die Naherholung läge damit quasi bei null“, sagte Bürgermeister Claus Jacobi. „Wir wollen den Radweg durch den Tunnel führen – ohne wenn und aber.“

Ein von der Stadtverwaltung beauftragtes Ingenieurbüro schlägt daher vor, dass die Radfahrer durch einen Käfig fahren, bei dem verankerte Rundbögen mittels Netzen bespannt sind. Eine Konstruktion, die nicht nur herabstürzende Bäume auffangen kann. „Auch Rettungswagen können durch solch eine „Einhausung“ ungefährdet zu einem Unfallort gelangen. Wir werden deshalb gegenüber Straßen.NRW hartnäckig bleiben“, versprach Bürgermeister Claus Jacobi, „die Fahrt über das Viadukt und durch die Tunnel sind das reizvolle und absolute Highlight der Strecke.“

Nachdem auch die von Elke Kramer moderierte Fragerunde beendet war, betonte der Vorsitzende des Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung, Benjamin Garske, dass die Politik dort für die besten Lösungen sorgen könne, wo dank einer guten Vernetzung auch direkt aus der Bürgerschaft Anregungen und Hinweise gegeben würden. Eine breite Bürgerbeteiligung sei immer ein ganz großer Vorteil, der bei politischen Entscheidungen in Gevelsberg sehr oft zum Tragen komme.

André Sicks

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